Meine ganz "normale" Kindheit

L wie ...

Lager

Ein Lager war für uns ein versteckter Platz, an dem wir uns treffen und zurückziehen konnten. Eines errichteten Rainer und ich am Hösberg in einer Hecke links oberhalb der Bahnstrecke nach Kleineibstadt. Vor langer Zeit verlief dort wohl mal ein Feldweg, jetzt war alles zugewuchert. Neben der Stelle, wo wir uns hinlegen konnten, gruben wir eine Milupa-Blechdose ein und tarnten sie mit Erde und Moos. Sie diente als Versteck für Kleinigkeiten wie zum Beispiel Streichhölzer.

Lagerfeuer

Beim Spazierengehen am Sonntag zündete Papa manchmal im alten Steinbruch ein Lagerfeuer an, auf dem wir in einer mitgebrachten Pfanne Bratwürste brieten. Von Papa lernte ich das Feuer-Machen. Beim jährlichen Zelten mit anderen Jungs ganz in der Nähe dieses Steinbruchs brutzelte ich dann selbst Essen, hauptsächlich Ravioli aus der Dose oder gekochte Nudeln mit Speck und Eiern. Dieselbe Pfanne nutze ich übrigens heute noch für Lagerfeuer.

Laterne

Für den jährlichen Martins-Umzug bastelten wir im Kindergarten Laternen: der Boden war das Unterteil einer runden Käseschachtel, er wurde mit Karton in Zylinderform umklebt, dann Motive wie Sterne reingeschnitten, buntes Papier dahinter geklebt, oben eine Draht zum Aufhängen an einen Haselnußstecken oder Besenstiel durchgezogen. Als Leuchtmittel diente eine Wachskerze oder ein Teelicht. LEDs mit Batterie wie heute gab es nicht - und wenn, hätten wir bestimmt eine richtig brennende Kerzenflamme gewollt!

Später im Jugendalter wurden Fackeln gekauft oder selbst gefertigt aus Stofffetzen, die wir mit Draht um einen Stock banden und in Wachs tränkten.

Laubsäge

Laubsägebögen brachte mein Vater einigemale aus Schweinfurt mit. Die Sperrholzplatten waren  ca 20x15 cm groß und ca 5 mm dick. Es waren verschiedene Motive aufgedruckt, erinnern kann ich mich an Winnetou und Tiere. Ein Sägebrett wurde mit einer Schraubzwinge (gab es alles mit der Laubsäge im Set) am Tisch befestigt, dann die Sperrholzplatte entlang der aufgedruckten schwarzen Linien ausgesägt. Manchmal mußte ich mit einem Handbohrer ein Loch setzen, um das Sägeblatt durchzuführen, wenn ein Fläche ausgesägt werden mußte, die komplett von Holz umgeben war. Ärgerlich waren die vielen Male, wenn ein Sägeblatt riß. War es in der Nähe der Flügelschraube gerissen, konnte man es manchmal neu einspannen und nochmal verwenden. War endlich alles ausgesägt, wurden die Bilder mit Wachsmalkreiden und Filzstiften koloriert.        Neben diesen gekauften Vorlagen sägte ich aber auch selbst entworfene kleine Projekte, zum Beispiel einen Setzkasten oder ein nachher hellblau angemaltes Schlüsselboard, das heute noch in der Küche meines Elternhauses hängt.

Lederhose

Später erfuhr ich, warum wir Jungs im Kindergarten oder beim Spielen in der Grundschulzeit Lederhosen trugen: sie sind unverwüstlich, meine Eltern sparten einfach Geld durch Vermeidung zerrissener Stoffhosen. Und bei unseren damaligen Aktivitäten hätte ich wohl jede Woche eine neue Hose gebraucht.

Lego

Lego ist mit das beste käufliche Spielzeug überhaupt. Papa baute uns Kindern auf dem Eßzimmertisch mal eine Klappermaschine: ein batteriebetriebener Legomotor trieb über einen Gummifaden einen Klöppel an, der einen „Schmiedehammer“ betätigte.

Noch bis zum Alter von 17 Jahren baute ich regelmäßig mit Lego, dann allerdings anspruchsvolle technische Dinge wie eine Ölplattform, bei der das Bohrgestänge zusammengesetzt und abgesenkt werden konnte. Oder eine Segelyacht mit beweglichen Segeln aus Tempotaschentüchern, nachdem ich den Fernsehfilm "Sandokan" gesehen hatte.

Oder einen Kampfjet, bei dem vom Cockpit aus über Bindfäden die Ruder betätigt, das Fahrwerk eingezogen oder das Triebwerk ausgebaut werden konnte. 

Man darf dabei nicht vergessen, daß es zu dieser Zeit nicht annähernd die Vielfalt von Spezialbausteinen gab wie heute. Einige Scharniere, Drehringe, Zahnstangen und Zahnräder sowie die zugehörigen Lochsteine bewahrte ich als meine Lego-Schätze in einem extra Schuhkarton auf. Was es noch nicht gab, wurde selbst geschaffen: ein 4er Stein wurde abgesägt zu einem 3er Stein; mit einer über einer Kerze erhitzten Nadel wurden Löcher zum Durchführen von Bindfäden in Steine gebrannt; störende Punkte weggefeilt zur Schaffung von glatten Plättchen.

Um mit einer Flotte kleiner Raumschiffe zu spielen, baute ich aus 8x2 Plättchen, einem Ziegelstein vorne, zwei Zaunelementen in der Mitte und einem 2x2-Stein hinten kleine Weltraumgleiter. Rote und blaue Holzmurmeln stellten dann die Kämpfer dar.

Lepo

Am Segelflugplatz wurde ein altes Auto ohne Zulassung eingesetzt, um nach dem Start eines Seglers und dem Ausklinken des Schlepphakens das Stahlseil mit dem kleinen Fallschirm wieder zurück zur Winde zu holen. Einige unserer Clique waren dort im Verein und rissen sich darum, dieses Auto fahren zu dürfen. Da es Privatgelände und kein öffentlicher Straßenverkehr war, durften das auch Jugendliche. Der Name LEPO geht auf das erste Auto dieser Art zurück: OPEL rückwärts gelesen. Eines Nachts hatten wir wieder mal gefeiert und dann einer die Idee, mit dem Lepo rumzufahren. Also zum Flugzeughangar, das Auto rausgeholt und kreuz und quer über den Platz gerast. Immer doller, Kreise gedreht, absichtlich geschleudert.  Die Karre hatte nur einen Sitz, wir waren vielleicht 8 Kerle, der Wagen völlig überladen. Leider war uns entgangen, daß wir auf den nassen Wiesen tiefe braune Spuren hinterließen. Das kam erst am nächsten Tag raus und zog ein riesiges Donnerwetter nach sich. Zum Glück war ich nicht hinter dem Steuer gewesen.

Loch graben

Siehe "Erdlöcher"

Luftgewehr

Selbst besaß ich nie eine Luftdruckwaffe, aber zumindest Udo U., dessen Vater Jäger war, und Peter W. hatten ein Luftgewehr. Wir schossen in Udos Keller oder im ehemaligen Tanzsaal von Peters Elternhaus, aber auch auf Spatzen im Gebüsch Richtung Segelflugplatz. Ich war erstaunt, daß die Vögel irgendwie mitbekamen, wenn auf sie geschossen wurde. Sie konnten einen arglosen Bauern von gefährlichen Jungs unterscheiden. Ging eine Bauersfrau mit einem hölzernen Rechen den Feldweg entlang, hüpften sie einfach ein paar Schritte weiter. Ging einer von uns mit einem Luftgewehr denselben Weg, verschwanden sie. Ist das Instinkt?

Lupe

Eine Lupe war ein klasse Instrument. Damit untersuchte ich Briefmarken. Oder fokussierte einen Sonnenstrahl und brannte Namen in altes Holz. Oder startete die Zündschnüre von 1er Krachern. Oder brachte dürres Gras zum Glimmen und Qualmen. Auch Schmerztests auf der eigenen Haut führten wir durch.