Man darf nicht vergessen, daß ich aus einem Lehrer-Elternhaus stamme, daß mir NIE jemand gezeigt hat, wie man betoniert, Fliesen legt oder Ähnliches! Ja, ich habe noch nicht einmal zugeschaut bei solchen Bautätigkeiten! Als wir im Herbst 1999 das Haus in der Wilhelm-Schramm-Straße kauften, begann ich mit viel Freude, mir das nötige Fachwissen anzueignen. Ich holte jedes Bautipp-Faltblatt, das ich finden konnte. Sammelte Baumarkt-Prospekte, kannte das Sortiment aller Baumärkte in und um Offenbach herum fast auswendig. Das Internet nutzte ich erst ab ca 2001. Fragte Arbeitskollegen, die schon mal ein Haus gebaut oder saniert hatten. Fragte Handwerker, wo immer ich sie traf.
Die Doppelhaushälfte in der Wilh-Schramm-Str war Baujahr 1938, voll unterkellert, massiv aus grauen Porenbetonsteinen gemauert, zwei volle Geschoße plus drittes Stockwerk mit Dachschrägen bzw zwei Gauben. Eine Heizung gab es nicht, zuletzt waren wohl mal Einzel-Öfen in den beiden Zimmern zur Straße hin installiert, was man aus den Löchern in der Außenwand schließen konnte. Im ganzen Haus waren ca 10 Steckdosen installiert - wohlgemerkt in allen 4 Stockwerken zusammen! Es gab VIEL zu tun, SEHR VIEL! Ich liebte es!
Hier nun einige Fotos vom fertigen Zustand nach ziemlich genau 11 Jahren, nämlich Mitte 2011.
Ursprünglich ging die Treppe gerade zur Haustür hoch. Ich mauerte eine neue Treppe seitlich zum Eingang hoch. Das Geländer zimmerte ich aus Kanthölzern, nur der Handlauf ist ein "Fertigteil". Das Dach deckte ich mit Bieberschwänzen, die bei einem Hausumbau im Nachbarstadtteil entsorgt werden sollten.
Für die zwei Laternen links und rechts der Haustür bastelte ich eine Spezialschaltung: Am Kellereingang konnte man über einen Drehschalter (hatte ich aus einer alten Radaranlage ausgebaut) wählen, ob die Außenbeleuchtung ständig an, ständig aus oder über Bewegungsmelder gesteuert sein sollte.
Das Bad wurde ein Totalumbau. Ich riß alles raus. Ein Freund legte die Kupferleitungen fürs Wasser und den Heizkörper, alles andere erledigte ich alleine. Fliesen-Legen, Verfugen, Silikonfugen ziehen, Badewanne setzen und anschließen, Waschbecken montieren, Toilette installieren. Die grünen 70er-Jahre Fliesen überklebte ich mit weißen bzw blauen, und zwar hoch bis zur Decke.
Ursprünglich gab es keinen Hinterausgang von der Küche in den Garten. Die Hauswand unter dem dortige Fenster klopften wir raus, so daß eine Tür eingesetzt werden konnte. Zum Nachbarn hin setzte ich eine Mauer: erst mal ein 90 cm tiefes frostsicheres Streifenfundament betoniert, dann aus 24er Ziegelsteinen eine ca 1,20 m hohe Mauer hochgezogen und verputzt. Für die ca 6 x 4 Meter große Terrasse betonierte ich eine mit Baustahlmatten armierte Platte. Dafür kaufte ich eine Betonmischmaschine und extra einen Anhänger, um Sand und Kies von einer Kiesgrube im Nachbarstadtteil holen zu können. Die Terrassenfliesen werden extremen Bedingungen ausgesetzt sein: pralle Sonne im Sommer, ungehinderter Frost im Winter. Ich brauchte also eine Trennschicht, um thermische Spannungen auszugleichen. Im Fachhandel war ein Produkt (meist Kunststoffmatten) teurer als das andere. Also suchte ich eine preiswerte und gleichzeitig sichere Lösung durch logisches Denken. Bitumenkleber, wie er zum Abdichten von Dachpappe verwendet wird, müßte doch ideal sein? Er paßt sich dem Untergrund perfekt an, da er ja als zähe Masse verstrichen wird, und gleicht später eventuelle Spannungen aus, da er nicht knallhart wird. Zudem ist er spottbillig. Gesagt, getan. Diese Lösung hält auch heute nach über 20 Jahren noch hervorragend! Bis heute ist kein einziger Spannungsriß aufgetreten.
Aber ich wollte nicht nur eine langweilige einfarbige Fläche, sondern Muster und ein Mosaik! So spaltete ich weiße Fliesen in Dreiecke zum Legen einer Raute. Und zertrümmerte andere weiße Fliesen, um Mosaiksteinchen zu erhalten und folgende Worte im römischen Stil zu verlegen: SALVE HULEM. Was das heißt? SALVE heißt "Seid gegrüßt" und HULEM sind die Initialien meiner Familie: Hans - Ursula - Lukas- Elena - Matthias.
Zwischen Hof und Terrasse wollte ich eine Mauer. Aber nicht nur eine simple Mauer, sondern eine ästhetische Mauer. Wieder tiefes Fundament betoniert, Mauer aus 24er Ziegelsteinen gemauert und mit Zementmörtel verputzt. Eine Herausforderung waren die runden Torbogen. In der Mitte sollten sie auf einem Pfeiler aus Klinkersteinen ruhen. Dazu bastelte ich aus Abfallbrettern einen Halbbogen, der auf einen stabilen Tisch gestellt wurde. So konnte ich Stein für Stein die Bögen mauern und den Stützhalbbogen später wieder entfernen.
Freisitz mit Glasdach
Wenn ich abends draußen vor der Küchentür unter freiem Himmel saß, träumte ich manchmal von einer Überdachung, die vor Regen schützt, dennoch leicht und luftig wirkt, kein Licht für die Küche wegnimmt. Ein Glasdach also. Als der Kaufhof in der Offenbacher Fußgängerzone umgebaut wurde, holte ich eines Sonntagnachmittags Reste eines Befestigungssystems aus dem Müllcontainer. Damit waren die schweren Glasplatten des Kaufhaus-Vordachs montiert gewesen, Edelstahlprofile mit Gummilagen und passenden Schrauben. Die Glasplatten entdeckte ich in einer Kleinanzeige meiner Firma, holte sie bei einem Arbeitskollegen in Egelsbach ab. 10-cm-Kanthölzer konnte ich im Baumarkt kaufen, aber ich brauchte auch noch einen ca 5 Meter langen Haupttragbalken mit mindestens 20 cm Dicke. Da kam meine Freund Walter zur Hilfe. Er arbeitete bei der Stadt und machte mich auf einen passenden Balken aufmerksam, der beim Umbau eines städtischen Spielplatzes ausrangiert wurde. Rechts lag die Konstruktion auf meiner Mauer zwischen Haus und Garage auf, links auf einem Fachwerk, das ich aus Kanthölzern zimmerte. Unser Freisitz war fertig!
Unseren Kaminofen wollte ich unbedingt vor dem gefürchteten Jahrtausendwechsel, Stichwort Y2k Gau, als die Medien Stromausfälle für die Silvesternacht 1999 auf 2000 an die Wand malten, fertig haben. Aus den Erfahrungen anderer lernte ich: ERST den für die Abnahme zuständigen Kaminkehrer fragen, DANN mit dem Bau beginnen. Ein Kollege hatte das umgekehrt getan und anschließend nur Ärger. Also den in Schwarz gekleideten Fachmann eingeladen, Honig um den Mund geschmiert, und alles lief wunderbar.
Auch bei diesem Projekt erledigte ich alles ohne fremde Hilfe. Kamin im Baumarkt gekauft und nach Hause transportiert (zum Glück konnte ich einige Teile demontieren vor dem Reinzerren ins Haus), Loch in Kamin gehämmert und kreisrunde Öffnung für den Ofenrohranschluß aus speziellem Mörtel gemauert. Wand hinter und rechts vom Ofen mit Spalt-Klinkern verkleidet und verfugt. Edelstahlplatte auf dem Holzboden festgeschraubt, Ofen aufgestellt, Ofenrohre montiert und Stahlrosette über Anschluß am Kamin angebracht.
Besonders meine Frau liebte den Ofen! Bevor ich morgens ins Büro fuhr, zündete ich das Feuer an, meist mit der über Nacht noch vorhandenen Glut der Briketts. Manchmal füllten wir ausgestochene Äpfel mit Rosinen, Zimt und Zucker, wickelten sie in Alufolie und legten sie in die Glut. Wenn dann der Duft von Bratäpfeln durchs Haus zog ... köstlich!
Gartenzaun
Als wir einzogen, gab es zum linken Nachbarn überhaupt keinen Zaun. Spätestens als jemand diesen Nachbarn besuchte und dessen größerer Hund auf unserem Grundstück herumtobte, war mir die Bedeutung des angeblich schwedischen Sprichwortes klar: Hohe Zäune erhalten gute Nachbarschaft! Eigentlich wäre dieser Nachbar für die Errichtung eines Grenzzaunes zuständig gewesen, hatte aber angeblich kein Geld. Also baute ich selbst einen Zaun. Natürlich keinen von der Stange. Kein grünes Drahtgeflecht oder schrecklichen Lamellenzaun vom Baumarkt. Ein fränkischer Holzlattenzaun sollte es sein. Mit gemauerten Pfosten.
Also in einer knallheißen Sommerwoche im Schweiße meines Angesichtes alle zweieinhalb Meter jeweils 80 cm tiefe Löcher ausgehoben und frostsichere Fundamente betoniert, Rundstahl über die ganze Höhe eingefügt, mit schönen Backsteinen hochgemauert, oben mit Klinkern ein Satteldach aufgesetzt. Querriegel aus Kanthölzern, Zaunlatten aus Dachlatten gesägt, mit Spitze versehen und gefast. Nachher alle Holzteile zweimal imprägniert. Die Querriegel schraubte ich an Metallwinkel, die in den Ziegelsteinpfosten verankert waren. Neben der Terrasse fügte ich ein Türchen ein, das mit einem Riegel und Vorhängeschloß versehen war. So konnte man weiterhin den Nachbarn treffen - aber nur mit unserer Zustimmung :-)